Mit dem Erfolg der ersten Urban-Art-Aktion hat Designstudio Eminent im Auftrag des Hochbauamts der Stadt Konstanz die Bärengraben-Unterführung neu gestaltet. Diese befindet sich linksrheinisch unter der Alten Rheinbrücke nahe der Altstadt und trägt auch hier künftig dazu bei den öffentlichen Raum farbenfroh und erlebnisreich wahrzunehmen. Beauftragt mit der Produktion der Raumgrafik, Entwicklung eines Farb- und Bildkonzeptes sowie Künstlerauswahl wurde in der neu gestalteten Unterführung ein lebendiger Farbraum mit klarem Erlebnis-Effekt, hoher Aufenthaltsqualität und Sicherheitsgefühl sowie einem hohen Maß an Individualität realisiert.
Die lange Bärengraben-Unterführung lädt ebenso zum Aufhalten ein wie der freie Blick am Steig Richtung Konstanzer Trichter zum perfekten Selfie. Alle Motive sind darauf ausgelegt, sodass auch das Verweilen innerhalb der Unterführung möglich ist. Die Themen sind eine Mischung aus Konstanz, typischen Inhalten und eigens entworfenen Motiven. Passend zur Lokalität sowie Farbklima des Boden-/Seerheins. Gepaart mit klassischer Graffiti-Kunst setzen Möwen gezielt Akzente und begleiten den Passanten durch die Unterführung mit horizontalem Weitblick auf den Bodensee. Die Bildwelt ist so konzipiert, dass die Höhe der Bilder mit dem Horizont je nach Größe des Betrachters eine Linie bildet und so ein u-förmiges Panorama entsteht. Trotz des Bezuges auf Konstanz laden die Bildmotive auch zum freien Assoziieren ein. Eine Passage zum Träumen mit einem traumhaften Blick auf den See. Während die Möwen Richtung See herausfliegen, sind in Richtung der Niederburg - Konstanz ältester Stadtteil - die Hemdglonker angeordnet, sodass auch hier ein Bezug zwischen Blickrichtung und Motiv besteht.
Optisches Highlight sind großformatige Motive, die das Konzept auflockern und immer einen direkten Bezug zum Standort selbst aufweisen. Dafür werden sinnstiftende Bildwelten entwickelt, die aufeinander angepasst eine visuelle Geschichte mittels Sprühtechnik erzählen. Bei den ausgewählten Bildmotiven handelt es sich um historische oder vorhanden Gegebenheiten, wie zum Beispiel den Konstanzer Trichter oder die erst seit 2013 montierten Hinweisschilder an der alten Rheinbrücke in Konstanz, wo der Beginn des heute gültigen Kilometrierungssystems ist und wir plakativ mitaufgegriffen haben. Hierbei haben wir wellenartige Formen von der Wasseroberfläche gesprüht, die schließlich einen direkten Bezug zur Nähe am Seerhein hergestellt haben.
»Unterführungen sind meistens kalte, ungemütliche und teilweise unheimliche Räume, die einem Angst machen und oft noch durch ‚wildes Graffiti‘ verunstaltet werden. Wir sehen die Umgestaltung des Bärengraben als Chance, dem entgegenzuwirken. Ziel ist, den Raum im Stadtgefüge aufzuwerten ohne dabei den Ort aus dem Kontext zu verlassen. Mit Designstudio EMINENT haben wir nicht nur einen professionellen Partner aus der Szene gefunden sondern gemeinsam mit KünstlerInnen eine optimale Grundlage für die Kunst im öffentlichen Raum geschaffen.«
Thomas Stegmann, Amtsleiter Hochbauamt der Stadt Konstanz
Ausgangspunkt für das Konzept war die intensive Auseinandersetzung mit dem Standort selbst. Das Hochbauamt der Stadt Konstanz wünschte sich zum Beispiel einen Hinweis darauf, dass genau in der Mitte der Brücke die Rheinkilometerzählung beginnt und das Wasser sowie der Seebezug als Themen aufgegriffen werden. Darüber hinaus fanden wir heraus, dass der Name »Bärengraben« von den Narren initiiert wurde und offiziell anstelle der Unterführung früher ein Regierungsgarten stand. Dort war wiederum 1948 der Treffpunkt des ersten Hemdglonkerumzugs nach dem Zweiten Weltkrieg. So erklären sich die fasnächtlichen Figuren, die auf der zur Niederburg gewandten Seite der Passage zu sehen sind: Ein kleines Mädchen und ein Junge, denen die Lebensfreude förmlich aus jeder Pore springt, ein verschmitzt lächelnder älterer Hemdglonker und ein Hund bilden den fasnächtlichen Zug. Bären dagegen sind wider Erwarten des Namens des Ortes nicht zu sehen.